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Die Rede von Ortwin Klinglhuber anlässlich der Verabschiedung von Thomas am 9.4.2022 im Waldfrieden, Steyr­ling.

Liebe Freunde & Kollegen,

wir sind heute hier in der Natur zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von Mag. Dr. Thomas Mörtelmaier, unserem Thomas – für mich immer noch „Mö“.

Der Tod ist für einen Atheisten wie Mö das Ende, aber sein Leben kann nicht ungeschehen gemacht werden.

Er wirkt in uns, durch uns.

Er wirkt in all jenen, denen er begegnet ist, und in denen er etwas bewirkt hat. Wir alle hören noch sein Lachen, seine Worte, wir sehen ihn vor uns.

Ein wenig davon möchte ich heute gerne mit euch teilen.

Wir haben uns mit 16 in der Schule kennengelernt. Wir waren die einzigen, die noch ein Dreigangrad hatten, während die anderen schon Moped fuhren …

und nicht etwa, weil wir an Nachhaltigkeit oder Klimawandel dachten, es fehlte uns einfach das nötige Kleingeld.

Wir haben in Gedanken die Welt aus unseren kleinen Kinderzimmern der 70er/80er Jahre erobert … ich teilte mir das Zimmer mit meiner Schwester, Mö mit Vogelspinnen und Skorpionen – beides gewissermaßen toxisch.

Mö war immer gerne in der Natur.

Mit unseren Dreigangrädern sind wir von Passau nach Wels gefahren. Nicht wegen des Sports, sondern weil es halt ging, einfach so. Wir haben gelacht und geblödelt. Mö hat stets in wenigen Worten, blitzgescheit die Welt erklärt, und er hat mich zum Staunen und Lachen gebracht. So wie sicher viele von euch auch.

In Rekordzeit sind wir den Traunstein rauf- und runtergelaufen und dann in den Traunsee gesprungen. Drei Tage konnten wir uns dann kaum noch bewegen, aber schön war's. Leben eben. Freude und Schmerz nah aneinander – ein Stück der Polarität, die Mö stets begleitet hat.

Wir waren gemeinsam der Meinung, dass Schule wichtig ist, aber eben nicht so wichtig wie das Leben an sich. Also haben wir uns oft und gerne im Kreuzbeisel, Monaco und Alten Urban und in der Dr. Schauerstraße (wo unser Gymnasium war) 'rumgetrieben … und zwar genau in dieser Reihenfolge.

Die Matura war Mittel zum Zweck, um endlich studieren zu können. Für Mö konnte es gar nix anderes geben als Biologie. Wir haben uns immer wieder besucht und unsere Studien beendet.

Mö konnte und wollte seinen Beruf dann auch in enger Verbindung mit der Natur ausüben. Am liebsten war er vor Ort zwischen Büschen, Feldern und Wäldern. Wie wir alle wissen, ist ihm das konsequent und mit hoher Wirksamkeit gelungen.

Dann kam der Moment, die Schulzeit lag lange hinter uns, als Mö meinte, er „möchte ab jetzt Thomas genannt“ werden, was ich konsequent negierte, er akzeptierte, für mich blieb er Mö, wird er immer Mö bleiben.

Der Mö mit dem einzigartigen Humor, der Mö, der so schnell die Zusammenhänge erkannt hat, und mit wenigen Worten alles sagen konnte, und seine Ansichten nie versteckte. Er konnte durch Schweigen, Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken, man wusste immer, woran man bei ihm war.

Als ich ihn bat mein Trauzeuge zu werden, kam einzig und allein ein: „Ja, aber du weißt, was ich vom Heiraten denke“ ich nahm es zur Kenntnis; er wurde mein Trauzeuge.

Wir sind altersmäßig zwei Tage voneinander getrennt – ich war der zwei Tage Ältere. An all unseren Geburtstagen haben wir miteinander telefoniert – egal wo wir gerade waren. Mö immer mit der Einleitung: „Altes Haus, alles Gute zum Geburtstag“. Gefühlt wollte er danach am liebsten wieder auflegen – es war ja alles gesagt. Mit ihm konnte man in wenigen Sätzen alles sagen. Schnörkellos. Im Schlechten wie im Guten.

Hinter seiner vermeintlichen rauen Schale hatte er ein großes Herz. Mö war einer der wenigen Freunde, die man zu jeder Tages- und Nachtzeit hätte anrufen können, und er wäre zur Stelle gewesen.

Er hat gerne und leidenschaftlich gekocht, ist für guten Fisch sogar bis nach Grödig gefahren, und Wien ohne einen „richtig guten Tafelspitz“ ging gar nicht.

Unser Kontakt riss nie ab, auch wenn wir uns längere Zeit nicht gesehen haben.

Im Oktober 2020 haben wir unsere letzte gemeinsame Zeit in Wien verbracht. Wir waren im Naturhistorischen Museum – ein außergewöhnliches Erlebnis.

Mös Wissen umfasste so gut wie alles – von den Verwandtschaftsverhältnissen der Schmetterlinge aus Südamerika, über Einzeller bis hin zu Steinen aus Afrika … sein Wissen und seine Art es zu vermitteln, war für mich immer etwas besonderes. Er konnte die kleinen und großen Dinge auf einfache Weise verständlich machen, ohne zu belehren.

Mö wird in unseren Gedanken durch sein Wirken stets bei uns bleiben. Hier in der Natur in diesem schönen Wald wollen wir ihm seine letzte Ruhestätte einrichten.

In seinem Sinne ist die Natur unser Anfang und unser Ende.

Mörti
© Ortwin Klinglhuber (16.2.2007)